„Girls und Panzer“ ist eine japanische Anime-Serie aus dem Jahr 2012. Sie spielt in einer Mädchenschulen-Welt, in der das Fahren und das Kämpfen mit Panzern aus dem zweiten Weltkrieg zum Schulalltag gehört. Verschiedene Schulen treten in Wettkämpfen gegeneinander an und repräsentieren dabei unterschiedliche Nationalitäten, die durch nationalstereotype Verhaltensmuster und national-identitäre Kriegsmusik zum Ausdruck kommt. So gibt es zum Beispiel das Team der „Schwarzwaldgipfel-Mädchenschule“, das auf die deutsche Wehrmacht referenziert. Die Schwarzwaldgipfel-Mädchen kämpfen mit den Panzerkampfwagen Tiger, Panther und Maus. – Kleiner historischer Panzer-Exkurs: Der Panzerkampfwagen VIII „Maus“ war der schwerste Panzer im 2. Weltkrieg, der jedoch so übergewichtig war, dass er nicht an die Front transportiert werden konnte und daher nie zum Einsatz kam. – Zurück zu den Schwarzwaldgipfel-Mädchen: Ihre Kämpfe sind in der Anime-Serie mit Instrumentalversionen der Nazi-Kriegslieder „Panzerlied“ und „Erika“ unterlegt. Bei den Kämpfen wird zwar geschossen, aber niemand wird je verletzt.
2023, ein Jahr nach der vom deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz verkündeten „Zeitenwende“ (verbunden mit einer historisch einmaligen Investition von 100 Milliarden Euro in die deutsche Bundeswehr). In meinen Social Media Feeds werden mir Panzer-Videos und -Artikel vorgeschlagen („German Leopard 2 tank carried a beer“). Ich konsumiere Nachrichten, die auf ihre Konsumierbarkeit hin optimiert – lustig, niedlich, affizierend etc. – sind und wenn ich ehrlich bin, fällt es mir trotz meiner pazifistischen Erziehung leichter, mich für Videos von Panzer-Testfahrten zu begeistern, als die unerträglichen, weil emotional unkonsumierbaren Bilder und Berichte über die Opfer und Folgen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine zu rezipieren.
In diesen Widerspruch begibt sich also meine Komposition „Girls und Panzer“. Es ist kein Stück über Krieg, sondern über dessen Konsumierbarkeit in Mitteleuropa (und mitteleuropäischen Konzertsälen, möchte ich hinzufügen). Ich glaube, es ist bisher mein politischstes Stück – aber nicht im Sinne von Populismus oder Aktivismus, sondern im Sinne von: Politik als Balanceakt voller Kompromisse und Widersprüche.